Europatag an der Realschule
Furth im Wald. (tl) Es sind noch keine zwölf Stunden vergangen, dass in Manchester durch einen Bombenanschlag 22 junge Menschen ihr Leben verloren haben, als Dr. Gerhard Hopp in Furth vor rund 100 Realschüler tritt, die etwa so alt wie viele der englischen Konzertbesucher sind. „Die Terrorgefahr ist ein Thema, das ein Land alleine nicht lösen kann. Dazu brauchen wir Europa“, betont der CSU-Landtagsabgeordnete. Er kam am Dienstagmorgen zusammen mit Karin Stelzer, der Leiterin des in Furth ansässigen „Europe Direct“-Büros, um für Europa zu werben – auch anhand dieses traurigen wie aktuellen Vorfalls.
Dr. Hopp sieht Furth im Wald für Europa besonders von Bedeutung, gingen doch von der Grenzstadt in der Vergangenheit viele Aktionen aus, welche die Zusammenarbeit mit den tschechischen Nachbarn förderten. Und nicht zuletzt erlebte man in Furth im Wald den Eisernen Vorhang hautnah. Der Landtagsabgeordnete berichtet den Realschülern davon, als er selbst als Kind bei einer Wanderung mit seinem Vater entlang der Grenze von tschechischen Soldaten mit Maschinenpistole angehalten wurde. Die Schüler, denen er davon am Dienstag erzählt, sind zu jung für diese Zeit, kennen nur noch die offene Grenze.
„Wir wollen das Interesse an Europa wecken, was Europa eigentlich ist“, erläutert er den Grund für sein Tour durch die Schulen im Landkreis im Rahmen der Europawoche. Europa sei für Deutschland, für die Freiheit, für den Frieden wichtig, weshalb der Abgeordnete betont: „Europa ist ein ganz großer Gewinn. Aber wir müssen dafür kämpfen!“
Denn es sei alles andere als selbstverständlich, dass es dieses Staatengebilde auch in der Zukunft noch gibt. Deshalb hält er es für wichtig, Erinnerungen an die Zeit des Eisernen Vorhangs am Leben und sich das viele Positive, die vielen Begegnungen, die offene Grenzen ermöglichen, vor Augen zu halten. Zudem gebe es viele Themen, die nur ein großer Staatenbund wie die EU bewältigen könne. Als Beispiele nennt Dr. Hopp nicht nur den Terror, auch die Wirtschaftskrise oder den Datenschutz.
In der anschließenden Diskussion will ein Schüler wissen, wie der Abgeordnete zur Türkei stehe. „Ein ganz schwieriges Thema“, betont Dr. Hopp. Bis vor Kurzem habe die Türkei eine sehr gute Entwicklung vollzogen und sich als guter Partner erwiesen. Doch in jüngster Zeit sei diese Entwicklung rückläufig. „Wenn die Türkei unsere Werte und Grundrechte nicht einhält, kann es keinen EU-Beitritt geben“, sagt der MdL und meint in Bezug auf das Besuchsverbot von deutschen Politikern bei in der Türkei stationierten Bundeswehrsoldaten: „Da ist ein Punkt bei mir überschritten. Ich würde mir wünschen, das Verhältnis entspannt sich – aber nicht um jeden Preis.“
Im Gespräch mit den Zehntklässlern wird aber auch eine ganz andere Angst laut: Die Sicherheit der Atomkraftwerke in benachbarten Ländern, während Deutschland den Ausstieg aus der Atomenergie vorantreibt. „Wir hatten erhofft, dass andere Nationen diesem Beispiel folgen würden, was leider nicht der Fall ist. In anderen Ländern ist es gerade das Gegenteil“, so Dr. Gerhard Hopp.
Nach der rund 45-minütigen Diskussion konnten sich die Abschlussschüler noch an einem Smartboard über die verschiedenen europäischen Themen informieren und sich mit Infos über die EU eindecken. „Wir haben bewusst Material mitgebracht, das die Jugend anspricht“, betonte Europe-Direct-Büroleiterin Karin Stelzer, die Dr. Hopp bereits bei dessen Schulbesuchen in Cham begleitet hatte.