„Europa kommt an die Schule“
Am 05.03.2024 fand an der Further Realschule für alle 10. Klassen der „EU-Projekttag 2024“ unter dem Motto „Europa kommt an die Schule“ statt. Frau Karin Stelzer vom Europe Direct Büro in Furth im Wald sowie Mara Grimminger, „Speakerin im Team Europe Direct der Europäischen Kommission in Brüssel“ informierten über die Bedeutung und die Möglichkeiten der Europäischen Union.
Frau Stelzer begann die Präsentation mit einer Einführung in die Arbeit des Europe Direct Büros in Furth. Seit 17 Jahren ist das Büro als eines von sechs in Bayern aktiv und hat aufgrund der Grenzlage der Stadt einen besonderen Bezug zu Europa. Als Beispiel wurde die Rolle Europas während der Corona-Pandemie hervorgehoben, als die Grenzen plötzlich geschlossen wurden, der Warenverkehr stockte und zahlreiche tschechische Arbeitnehmer nicht mehr nach Deutschland kommen konnten. Die daraus entstehenden Probleme verdeutlichten unmittelbar, wie vernetzt die Zusammenarbeit der europäischen Länder ist und wie sehr gerade wir im Grenzland von der Freizügigkeit Europas profitieren.
Anschließend übernahm Mara Grimminger das Wort und führte die Schülerinnen und Schüler interaktiv in das Thema Europa ein. Eine Kennenlernrunde sowie Fragen zur Europawahl ab 16 Jahren, Fremdsprachenkenntnissen und Reiseerfahrungen innerhalb Europas bildeten den Einstieg.
Die Präsentation setzte sich fort mit einem Überblick über Reisemöglichkeiten und Programme der EU für Jugendliche, insbesondere Erasmus+ und den Europäischen Solidaritätskorps. Anschließend wurden die verschiedenen Institutionen der Europäischen Union vorgestellt, darunter die Europäische Kommission, das Europäische Parlament, der Ministerrat/Rat der Europäischen Union und der Europäische Rat.
Ein wichtiger Teil der Veranstaltung war die Information über die Europawahl am 09. Juni 2024, bei der Jugendliche in Deutschland erstmals ab 16 Jahren wahlberechtigt sind. Es wurden die zahlreichen Vorteile einer Mitgliedschaft in der EU erläutert, darunter die gemeinsame Währung, Reisefreiheit im Schengen-Raum, der EU-Führerschein oder die Förderung von Frieden und Kulturaustausch, speziell auch für die Region.
Ein weiterer Schwerpunkt lag auf dem Thema Umweltpolitik, das durch eine interaktive Abstimmung über die Bedeutung von Umweltschutz und Nachhaltigkeit im Leben der Schülerinnen und Schüler eingeleitet wurde. Anschließend wurden persönliche Maßnahmen für Umweltschutz und Nachhaltigkeit diskutiert, gefolgt von einer Vorstellung des European Green Deals mit konkreten Beispielen wie dem Recht auf Reparatur und dem Verbot von Einwegplastik.
Der erste Programmpunkt des Vormittags endete mit einem Quiz über EU-Basics. Zum Abschluss wurden Fragen der Schülerinnen und Schüler beantwortet.
Insgesamt bildete dieser erste Teil der Veranstaltung eine informative und interaktive Möglichkeit für die Schülerinnen und Schüler, mehr über Europa, seine Institutionen und Herausforderungen wie Umweltschutz zu erfahren und sich aktiv einzubringen.
Im Anschluss hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, die Bundestagsabgeordnete Frau Marianne Schieder von der SPD kennenzulernen. Ein kurzer Lebenslauf, der ihre politische Laufbahn und ihre persönlichen Erfahrungen umfasste, bildete den Einstieg in eine sehr kurzweile und interessante 90-minütige Diskussionsrunde.
Die Schülerinnen und Schüler zeigten ein reges Interesse und stellten eine Vielzahl von Fragen zu aktuellen politischen Themen. Ein Thema, über das diskutiert wurde, waren die Bauernproteste. Frau Schieder vertrat hierbei den Standpunkt, dass die eigentliche Wut der Bauern eher vom allgemeinen Preisdruck herrühre als von steuerlichen Aspekten.
Eine lebhafte Diskussion entstand, als über die Gefahr eines Rechtsrucks diskutiert wurde, wobei das Ziel aller demokratischen Parteien darin bestehen müsse, dies zu verhindern.
Ein großes Problem, das angesprochen wurde, ist die Verbreitung von Fake News über Social Media. Dies war Teil einer breiteren Diskussion über verschiedene Themen wie Bürgergeld, Mindestlohn, Integration von Flüchtlingen aus der Ukraine, Rechtspopulismus, Legalisierung von Cannabis, die Situation in der Ukraine und Russland sowie die deutsche Verteidigungspolitik.
Weitere Diskussionsthemen waren regionale Verkehrsmittel, die Verkehrswende sowie das 49-Euro-Ticket. Auch die Rolle Chinas in der Wirtschaft, die Zusammensetzung der Wählerschaft sowie die Jugendangebote der politischen Parteien, der Fachkräftemangel und die Mehrwertsteuer in der Gastronomie wurden ausführlich diskutiert.
In Summe bot sich den Schülerinnen und Schülern somit eine wertvolle Gelegenheit, sich mit einer Vielzahl von aktuellen politischen Themen auseinanderzusetzen und direkt mit einer erfahrenen Politikerin ins Gespräch zu kommen.
Am Ende der Veranstaltung zitierte Frau Schieder den in Polen geborenen Sportjournalisten Marcel Reif, der am 31.01.2024 im Bundestag seinen Vater, der nur knapp den Holocaust überlebt hatte, mit folgenden Worten: „Sei ein Mensch!“ Bei allen gesellschaftlichen Differenzen sei dies die Kernbotschaft unserer Zeit: „Sei ein Mensch!“
Bilder und Text: Franz-Christian Zelzer