Gedanken der Schulleiterin zum
Abschlussjahrgang 2024
Sehr geehrte Gäste unserer Schulgemeinschaft vor allem liebe Eltern und liebe Abschlussschülerinnen und -schüler!
Wie wunderbar ist es, dass wir heute hier zusammen euren Realschulabschluss feiern können.
Vielleicht ist es dem einen oder anderen von euch in den vergangenen Tagen durch den Kopf gegangen: „Es ist ja ein Wunder, dass ich das – gemeint ist natürlich der Realschulabschluss – geschafft habe!“
Sie, liebe Eltern, haben vielleicht vor den Abschlussprüfungen zu ihrem Sohn/ ihrer Tochter warnend gemeint: „Du wirst schon noch dein blaues Wunder erleben!“ Damit wollten Sie Ihr Kind darauf hinweisen, die Prüfungen doch etwas ernster zu nehmen und sich gut vorzubereiten, wohlwissend, welche Bedeutung der Realschulabschluss als Voraussetzung für das weitere berufliche Leben hat.
Als Ihr Sohn/ Ihre Tochter dann am 5. Juli die Prüfungsergebnisse erhielt, haben Sie vielleicht etwas scherzhaft oder überrascht ausgerufen: „Es geschehen noch Zeichen und Wunder!“
Sie haben es bereits längst gemerkt – das Wort „Wunder“ steht heute im Mittelpunkt meiner Gedanken als Schulleiterin.
Doch ist das Erreichen des Realschulabschlusses denn als ein Wunder zu bezeichnen?
Ein Wunder ist ein nicht sofort erklärbarer, staunenerregender Vorgang, der den Gesetzmäßigkeiten in der Natur und Gesellschaft zu widersprechen scheint, oder eine ungewöhnliche, das übliche Maß weit übertreffende Sache, Person, oder etwas, das Überraschung, Staunen hervorruft.
Insofern grenzt es für den einen oder anderen unter euch – liebe Abschlussschülerinnen und -schüler – doch selbst an ein Wunder, dass er oder sie heute hier ist, um im Rahmen dieser Abschlussfeier sein/ihr Zeugnis über den bestandenen Realschulabschluss entgegenzunehmen.
Von Albert Einstein, der als einer der bedeutendsten Physiker der Wissenschaftsgeschichte und weltweit als einer der bekanntesten Wissenschaftler der Neuzeit gilt, stammt das Zitat: „Es gibt nur zwei Arten zu leben. Entweder so, als wäre nichts ein Wunder, oder so, als wäre alles ein Wunder. Ich glaube an Letzteres.“
Wenn also alles ein Wunder ist und er als Naturwissenschaftler daran glaubt, dann kann das nicht zuletzt auch für euch heißen, das eigene Leben als ein Aufspüren von Wundern zu verstehen. Das setzt voraus, dass ihr dem Leben mit Offenheit, Neugier und Staunen begegnet und nicht alles als gegeben und nicht veränderbar hinnehmt. Unsere herausfordernde Zeit braucht aus meiner Sicht vor allem junge Menschen, die respektvoll, achtsam und mutig, hoffnungsvoll und einsatzfreudig, im gegenseitigen Miteinander und mit viel Empathie für das Gegenüber bereit sind, die Zukunft in die eigenen Hände zu nehmen.
Die Ausrüstung dafür habt ihr neben der Erziehung durch Sie, liebe Eltern, in den vergangen sechs Jahren eurer Realschulzeit sowie darüber hinaus durch euer großes Engagement in unterschiedlichen Vereinen und Institutionen erhalten.
In dem Schlager „Wunder gibt es immer wieder“ aus dem Jahr 1970 besingt Katja Ebstein das Phänomen Wunder: Viele Menschen fragen, was ist schuld daran? Warum kommt das Glück nicht zu mir? Fangen mit dem Leben viel zu wenig an. Dabei steht das Glück schon vor der Tür. Wunder gibt es immer wieder, heute oder morgen können sie geschehen. Wunder gibt es immer wieder, wenn sie dir begegnen, musst du sie auch sehn.“
Ganz im Sinne dieses Schlagers wünsche ich euch, dass ihr im richtigen Augenblick die Tür zu eurem Glück, d. h. zu einem zufriedenen, sinnerfüllten Leben öffnet, dass ihr sich euch bietende Gelegenheiten erkennt und wahrnehmt. Bewahrt euch darüber hinaus die Fähigkeit, mit Dankbarkeit stets zurückzublicken auf die Menschen, die euch auf eurem Lebensweg auf unterschiedliche Weise geprägt haben. An diesem Tag, an dem ihr Abschied von unserer Schule nehmt, kommen euch vielleicht auch die Menschen ins Bewusstsein, mit denen ihr nicht einer Meinung wahrt. Vielleicht fühltet ihr euch von ihnen ungerecht behandelt und könnt bisher noch nicht erkennen, dass auch sie euch auf ihre Weise in eurer Persönlichkeit geformt haben. Meist versteht man erst nach Jahren und zahlreichen weiteren Erfahrungen, den Wert eines Menschen richtig einzuschätzen. Denn „das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden“, so Sören Kierkegaard, dänischer Philosoph und Theologe.
In diesem Sinne wünsche ich euch im Namen der Schulgemeinschaft der Staatlichen Realschule Furth im Wald eine wundervolle, glückliche sowohl berufliche als auch private Zukunft!
Bilder: Max Wild / Fotostudio Wagner